Es heißt immer, die Rente wird nicht ausreichen und man sollte selbst vorsorgen. Das tue ich auch schon seit einiger Zeit. Ich habe mir dazu aber nochmal Gedanken gemacht und muss sagen, am Ende bleibt noch weniger zum Leben, als man denkt. Hier meine Gedanken dazu.
Wenn man an die Rente denkt, stößt man immer wieder auf den sogenannten Eckrentner, der auch als Standardrentner angesehen wird. Das ist eine Person, die 45 Jahre voll durchgearbeitet hat und stets den Durchschnittslohn aller Rentenversicherten bezogen und davon die vollen Beiträge in die Rentenkasse eingezahlt hat. Am Ende kommen damit aktuell 1.769,40 Euro raus. Das ist Brutto, also nach Abgaben bleiben ca. 1.500 Euro Netto übrig. Das sind ca. 1.000 Euro weniger als dieser Eckrentner vorher in Netto erhalten hat. D. h. diese 1.000 Euro müssen irgendwie kompensiert werden. Entweder durch eine betriebliche Altersvorsorge oder durch eine eigene Vorsorge (oder am Besten beides). Zur eigenen Vorsorge und der Möglichkeit auch mit wenig Geld einiges rauszuholen, komme ich später.
Die 45 Jahre Durchschnittslohn entsprechen aber auch nicht der Realität. Man verdient diesen Lohn ja nicht sofort in der Ausbildung, sondern steigert sein Einkommen nach und nach. Auch gibt es bei vielen Leuten Unterbrechungen im Berufsleben, sei es durch eine private Auszeit, Kündigungen oder längere Krankheit. Am Ende steht noch weniger auf dem Rentenzettel als beim Eckrentner. Daher sollte jeder vorsorgen, wenn es nur irgendwie möglich ist.
Kleiner Hebel, große Wirkung.
Und das ist nicht mal so schwierig. 50 Euro jeden Monat reichen dazu aus, um im Alter ein ordentliches Polster im Depot zu haben. Wenn die Eltern bereits mit Geburt ein Depot für das eigene Kind eröffnen und monatlich 50 Euro in einen ausschüttenden World ETF anlegen, liegen nach 67 Jahren bei 8% jährlicher Kurssteigerung und 1,5% Ausschüttungsrendite (die jährlich um 5% steigt, was rückblickend noch sehr konservativ gerechnet ist) ca. 1,75 Millionen Euro im Depot und man erhält jeden Monat 250 Euro Dividende nach Steuern.
Ja, richtig, mit nur 50 Euro jeden Monat und genug Ausdauer und Gedult, ist man mit 67 Jahren fast 2-facher Millionär. Das liegt am Zinses-Zins-Effekt, dem exponentiellen Wachstum. Was man sich kaum vorstellen kann. Legt man jeden Monat 100 Euro weg, sind es schon 3,45 Millionen Euro und allein davon noch 500 Euro Dividende jeden Monat. Ohne das was vom Depot entnommen werden muss.
Bei 100 Euro jeden Monat kann man sogar mit 55 Jahren und knapp 1,4 Millionen Euro im Depot als Privatier in den Vorruhestand gehen.
Viele aber nutzen nicht die Chance, sehen sogar die Börse mit Aktien, ETF & Co. als Zockerei an. Doch Aktien sind kein Teufelszeug. Man kauft Anteile von Unternehmen, wird sozusagen auch Unternehmer, und hat sogar Mitspracherecht, wenn man entsprechende Aktien eines Unternehmens kauft. Die meisten haben aber noch die schlechten Erfahrungen ihrer Eltern die eigenen mit T-Mobile oder Wirecard im Kopf. Und es gibt immer wieder so ein schwarzes Schaf. Die gibt es immer wieder, auch bei Anlageprodukten wie Tagesgeld oder Festgeld, wo auch schon Banken pleite gegangen sind und das Geld weg war.
Wenn einem das Investieren in einen Wert zu aufwendig oder zu risikoreich erscheint, bieten seit einigen Jahren die ETF, Exchange Traded Funds, also sogenannte börsengehandelte Indexfonds, die Möglichkeit einfach, breit diversifiziert und zudem kostengünstig in viele Werte zu investieren.
Wir haben zum Beispiel für unsere Kinder ein Kinderdepot bei DKB angelegt und investieren da in verschiedene, ausschüttende ETF. Aktuell besparen wir die ausschüttende Variante des Amundi Prime All Country World ETF (WKN ETF150), der in 2.300 Positionen von Large & Mid Caps weltweit investiert und mit 0,07% TER (TER = Total Expense Ratio bezeichnet die laufenden Kosten eines ETF) sehr günstig ist. Mehr dazu im Bereich "Sparen für unsere Kinder".
Doch selbst mit 30, 40 oder 50 Jahren ist es noch nicht zu spät, auch wenn man mehr Geld einsetzen muss, um einen entsprechend großen und angemessenen Betrag im Alter als zweite oder dritte Säule zur Verfügung zu haben. Es muss auch nicht die Million sein, es reicht auch schon ein geringerer Betrag für einen entspannteren Lebensabend. Nehmen wir an, Jemand hat sich 200.000 Euro angespart. Wenn man nach der 4% Regel geht, kann man 25 Jahre lang jeweils 8.000 Euro pro Jahr entnehmen, und hat somit ca. 500 Euro mehr jeden Monat nach Steuern übrig, um die geringere Rente damit zu kompensieren. Der oben genannte Eckrentner könnte mit einem 200.000 Euro Depot ca. 12,5 Jahre lang die fehlenden 1.000 Euro kompensieren.
Mein Ziel ist es, wenn möglich, mit 55 Jahren kürzer zu treten oder gar nicht mehr arbeiten zu müssen. Ob ich das erreichen werde, erfahrt ihr wie immer hier. Und wer weiß, vielleicht kann ich den ein oder anderen animieren, auch für sich selbst im Alter vorzusorgen.
Aber eines dürft ihr bei der ganze Thematik nicht vergessen. Grenzt euch nicht zu sehr ein, genießt das Leben, unternehmt was, fahrt in den Urlaub oder gönnt euch was. Zumal man auch nicht alles im Alter nachholen kann. Und eines kann man von all dem Geld nicht kaufen. Das sind Erinnerungen an tolle Ereignisse. Daher genießt es, jeder lebt nur einmal!